Aufführung am 29. Juni
Don Quijote reitet durch Morschen
Theaterfirma aus Erfurt bringt Roman der
Weltliteratur auf die Bühne
Als Miguel de Cervantes vor über 400 Jahren seinen Roman
„Der sinnreiche Junker Don Qujote von der Mancha“ schrieb, ahnte er nicht, daß
dieses Werk einmal das bekannteste der spanisch sprachigen Literatur und eines
der bedeutendsten der Weltliteratur werden würde. Er ahnte auch nicht, daß die
beiden Schauspieler Christiane Weidringer und Klaus Michael Tkacz von der
„Theaterfirma“ aus Erfurt diesen Stoff als „wahnwitziges Theaterstück“ im
Refektorium des Klosters Haydau als Zweipersonenstück auf die Bühne bringen
würden.
Erzählt und vorgeführt wird die Geschichte Don Quijotes,
eines verarmten Junkers, der durch exzessive Lektüre unzähliger Ritterromane
den Verstand verliert und beschließt, nun selbst als Ritter auszuziehen. Eingebettet in eine – zugegeben absurde Rahmenhandlung –
der kasachische Regisseur Igor hat sein Ensemble nicht bezahlt, weil er sich
mit dem Geld ein Haus in Spanien kaufen möchte und steht nun samt seiner Frau
Olga vor dem Problem, die Europatour mit der spanischen Saga nur zu zweit und
mit den übrig gebliebenen Requisiten spielen zu müssen.
Zur Freude und
Begeisterung der trotz des Fußballabends zahlreich anwesenden Zuschauer gelingt
dieses Theaterwunder. Mit eigentlich nur einer „kasachischen Multileiter“, viel
Filz und Stoff, pausenlos kreativen Umbauten und überraschenden Umnutzungen
dieser Requisiten präsentiert die Theaterfirma Szenen und Geschichten aus dem
Leben Don Quijotes, dessen Ziel es ist, die aus den Fugen geratene Welt wieder
gerade zu rücken. Don Quijote gewinnt den Bauern Sancho Pansa als Knappen und
bricht mit ihm gemeinsam auf, um die irrsinnigsten Abenteuer zu bestehen.
„Abenteuer sind selten geheuer“, sinniert Sancho Pansa an einer Stelle –
überhaupt erweist sich Olga, alias Dulcinea, alias Sancho Pansa, alias
Wirtstochter und Haushälterin als schauspielerisches Multitalent, das mit
Wortakrobatik, einem Stakkato aus Sprichwörtern und gekonnter Situationskomik
viel zum Gelingen dieses Abends beitrug. Christiane Weidringer und Klaus
Michael Tkacz haben an diesem Abend vorgeführt, was passiert, wenn man die
Regeln der phantastischen Ritterwelt auf die profane Wirklichkeit anwendet. Die
lange Kette der Abenteuer findet ihr Ende in einem großen Duell, das Don
Quijote seine letzte und entscheidende Niederlage beschert: Der Sieger
verlangt, daß er nach Hause zurückkehrt. In der Heimat angelangt, erkrankt Don
Qujote und erwacht auf dem Sterbebett endlich aus seinem literarischen Wahn. Am
Ende stirbt er, aber er stirbt geheilt, indem er zugibt, daß alles nicht
wirklich, sondern nur erdacht war.
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